ONLINE SEIT 1999 Letzte Aktualisierung 03.11.2025
ONLINE SEIT 1999                              Letzte Aktualisierung 03.11.2025 

Vogesenwochenende

 

 

Hoch Will(y)i in Hohrodberg

Bericht über das Vogesenwochenende vom 15.-18.6.2006

Solange wir denken können - im Hinblick auf die LG Baden-Württemberg seit 1995 - plant, organisiert und veranstaltet Prof. Dr. Willi Neuerburg Beagle-Wochenenden im Elsass, meist im Zweijahresrhythmus, die von den frankophilen Landesgruppenmitgliedern und Externen sehr gut angenommen werden. Die harzgewöhnten Norddeutschen finden im linksrheinischen Bergland klimatisch deutlich lieblichere Höhenzüge vor.

Nachdem im Vorjahr das Vogesenwochenende in Hohrodberg besonders gut gefallen hatte, konnte sich Herr Dr. Neuerburg dem vielfachen Wunsch der Landesgruppenmitglieder nicht entziehen, am gleichen Ort mit anderen Strecken eine vorgezogene Wiederholung zu realisieren.

Wesentlicher Grund für den Grad der Zustimmung ist sicherlich das Hotel "Aqua Viva" mit seinen Wirtsleuten Isabelle und Jacques Kieffer, denen es spielend gelingt, ein ruhiges, gastliches, familiäres sowie menschen- und hundefreundliches Fluidum zu vermitteln, das in dieser Form und Kombination nur selten gefunden wird.

Bewundernswert ist die polyglotte Virtuosität der Familie Kieffer, Französisch, Deutsch und den heimischen Dialekt der südlichen Vogesen nahezu gleichzeitig und ohne Schaltpause zu sprechen. "Kochen / Küche kommt von Kunst" ist das Motto der Familie Kieffer, und so wird das abendliche Vier-Gänge-Menü von Herrn Kieffer´s Bruder zubereitet ("komponiert"), von Jacques oder Isabelle zelebriert und ohne Sprachbarriere kommentierend erklärt. Einige seltene bzw. spezielle Vokabeln der "cuisine française" konnten wir erst später zu Hause mit Hilfe eines "Handlexikons" (das auf jeden Fall sehr groß, ausführlich und eher unhandlich ist) der französischen Sprache klären. Der Aha-Effekt war, dass "cabillaud" natürlich Kabeljau bedeutet und "limande" auf Deutsch "Kliesche" heisst, ein Wort, das ich bisher noch nicht gekannt habe, während "limande-sole" als "Rotzunge" (eine Schollenart) doch noch gewisse Sprachverwandtschaften erkennen lässt.

Doch nun der Reihe nach:

Eine derartige Veranstaltung erfordert eine Menge vorbereitender Logistik von der Streckenplanung auf der Karte bis zum Vorwandern, wobei die Gangbarkeit und Bewältigung für den Durchschnitt der Teilnehmer-Fitness abgecheckt werden müssen. Ein erster Termin fürs Vorwandern Ende März musste wegen der Terminprobleme des Vorwander-Teams auf Anfang April verschoben werden. Auch jetzt waren in dem lang anhaltenden kalten Winter M & S-Reifen, fast noch Schneeketten erforderlich, weil die Zufahrtsstraßen teilweise noch gesperrt waren. So konnte nur eine orientierende Routeneinstiegsbesichtigung erfolgen, da die vorgesehenen Wanderstrecken bei Schnee und Eis noch nicht begehbar waren.

Ein weiterer Versuch Ende April / Anfang Mai scheiterte ebenfalls an den noch nicht gangbaren Wegen bei teilweise über 1000 m Höhe. Deshalb haben wir beschlossen, zum definitiven Termin mit Karte und Kompass zu wandern. Von dem "Vorwander-Team" blieb ich (PH) dann aufgrund verschiedener Wechselfälle als einziger "Aktiver" übrig.

Seit Anfang Juni herrschte dann aber das stabile Hoch Willy über Europa, das uns seit Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft und weit darüber hinaus auch in den Vogesen hochsommerliche Temperaturen bescherte, die auch in Höhenlagen um 1000 Meter Beagle und Beaglern einiges abverlangten.

25 Beagler in "internationaler" Besetzung mit Teilnehmern aus Hamburg, Hessen, Niedersachsen und Thüringen mit 20 Beagles einschließlich der Dalmatiner-Hündin "Angie" treffen sich im Aqua Viva.

Eine erste Nachmittagsrunde am Donnerstag (15.6.) startet am Deutschen Soldatenfriedhof (14/18). Uns alle beschleicht ein beklemmendes Gefühl in Erinnerung an die jahrhundertelangen blutigen Schlachten zwischen Frankreich und Deutschland. Wir sind erleichtert und glücklich, dass wir als erste Generation nach mehr als sechzig Jahren Frieden unbeschwert und fröhlich ohne Grenzen dieses Land als Teil eines gemeinsamen Europas genießen dürfen. Vergleichbares hat es in der Geschichte dieses Kontinents noch nie gegeben. Hier sind die frühen Visionen de Gaulles und Adenauers fühl- und erlebbar geworden. Doch die Realität der Gegenwart fordert jetzt ihren Tribut, da wir - unterstützt von Conni und Rolf mit dem guten Kartenmaterial - auf den schattigen Waldwegen dem roten Rechteck der Grande Randonnée 532 zur "Croix de Wihr" und zurück um Zwerg- und Kuhberg die gelben und roten Kreuze der Wandermarkierungen ausfindig machen müssen. Das ist aber stressfrei, da die uns unbekannten Wege recht gut ausgeschildert sind, Herr Prof. Neuerburg uns als "Superviseur" am Beginn der Wanderung in die richtige Richtung schickt und an den vereinbarten Treffpunkten schon auf uns wartet, was die Geschichte vom Hasen und dem Igel ins Gedächtnis ruft.

Die in diesen Tagen laufenden Spiele der Fußballweltmeisterschaftsvorrunde halten weder die Teilnehmer noch die gastgebende Familie Kieffer von den fröhlichen Gemeinsamkeiten im Speiseraum des Hotels ab. Die Ergebnisse werden als solche von allen Seiten kommentarlos zur Kenntnis genommen.

Höhepunkt in mehrfacher Hinsicht wird die Wanderung am Freitag (16.6.): Pünktlicher Start um 9 Uhr zum Parkplatz am Lac Blanc (Weißer See). Um einem Stück der vielbefahrenen Uferstraße zu entgehen, machen wir einen weiträumigen Schlenker zum Col du Calvaire (Kreuzigungs-Pass). Wir, die Vorwandergruppe, sind zwar diesen Weg bei knietiefem Schnee schon einmal gelaufen; das sah jetzt aber alles ganz anders aus, die Wegebezeichnungen an den Gabelungen waren für uns nicht eindeutig, nach 500 Metern merkten wir aber mit dem Kompass, dass wir die falsche Richtung eingeschlagen hatten. Alles "retour", dann auf dem richtigen Weg zum Zwischenstopp. Das sollte gottseidank der einzige Navigationsfehler bleiben. Für die harzverwöhnten Norddeutschen sind wir jetzt auf Brockenniveau (1144 m), auf der Grande Randonnée 5 geht es aber doch süd- und aufwärts bis auf 1300 Meter auf ein hochheideartiges Gebiet (Les Hautes Chaumes - die hohen Stoppeln) auf dem naturgemäß kein Schatten, dafür aber doch ein angenehmer Wind zu spüren ist.

Irgendwo im Einstiegsbereich ist ein Beagle abgehauen, die Besitzer hinterher; auch ein norddeutscher Beagler geht mit Beagle hinterher. Da keiner der "Abtrünnigen" den geplanten Weg kennt, warten wir relativ lange ohne Erfolg, bevor wir südwärts voranschreiten. Die spätere Recherche ergibt, dass sich die Ausreißer auf die Aussagen "Ortskundiger" verlassen haben, die einem Verbindungsweg zu uns berichtet hatten, den es aber wegen der dazwischen gelegenen Steilhänge nicht geben konnte. Daher mussten wir sie für diesen Tag "abschreiben", sie stießen erst am Abend wieder zu uns und berichteten, dass sie sich zwar orientieren konnten, aber etliche Kilometer entlang der Landstraße bis zu den am Lac Blanc geparkten Autos zurücklegen mussten.

Prof. Neuerburg empfängt uns am "Gazon (Rasen) du Faing" und geleitet uns zur Speisestärkung zur Ferme Auberge "Federmuss". Der jetzt folgende Abstieg bis zum 300 m tiefer gelegenen Lac Noir (Schwarzer See) hatte es in sich: Auf nur einspurig begehbaren Felswegen musste ich trotz zweier Wanderstöcke schon zusehen, wo jeweils wenigsten ein Fuß festen Halt findet, bevor der nächste Schritt gewagt wurde. Unwillkürlich kam mir ein musikalisches Vergleichsbeispiel in den Sinn: Mit welchem Fingersatz kann man eine schwieriger Passage am besten bewältigen, ohne zu entgleisen. Wir waren zwar alle froh, dass der Weg und die Felsen trocken waren. Erstaunlicherweise habe alle - Beagler und Beagle - diesen technisch und konditionell schwierigen Abschnitt ohne Murren und Maleschen überstanden. Hochachtung vor der Fitness der Baden-Württemberger! Wenn ich mir in vergleichbarer Wanderroute die Flüche, Verwünschungen und Kommentare einer norddeutschen Landesgruppe vorstelle, würden manchem noch in der Ferne die Ohren klingeln.

Im Vergleich zum Vortag erschien die gleichlange Wanderung am Sonnabend / Samstag (17.6.) zum Pierre Tremblente (Bebender Fels) fast spaziergangsartig, obwohl auch hier von Les Basses Huttes (Untere Hütten) 200 m Höhenunterschied zu bewältigen waren. Weiter zum französischen Soldatenfriedhof am Col du Wettstein. Abstecher in die Ferme Auberge Musmiss. Frisch gestärkt nordostwärts zum Ausgangspunkt bei den "Bassses Huttes". Auf dem Rückweg zum Hotel bot sich noch einmal der Besuch bei der Ferme Auberge Glasborne an, um frischen selbstgemachten Käse der Region für zu Hause zu besorgen.

Der letzte gemeinsame Abend verlief keineswegs schwermütig. Eine mehr oder weniger "irre" Besonderheit sollte aber nicht unerwähnt bleiben: Als bereits vor dem Vogesenwochenende absehbar wurde, dass die Landesmutter Renate Zeiss wegen der Gesundheitsprobleme des Vaters nicht würde teilnehmen können, hatte sie uns beauftragt, das "Dankeschön" der Landesgruppe für Familie Neuerburg zu besorgen. Wir haben sicher nicht lange gerätselt und uns das Hirn zermartert, was das denn sein könnte; sondern wir waren uns rasch einig, das es sich sinnvollerweise nur um Wein handeln könne. Wir waren ja zu dem fraglichen zu Hause in Wolfsburg, wo es auf aufgrund der hiesigen Bevölkerungsstruktur ein Leichtes gewesen wäre, jede Sorte und Qualität italienischen Weins zu besorgen. Es sollte jedoch nach unseren Vorstellungen Elsässer Wein aus der Region Colmar sein. Wie gut, dass ich mich an ein "französisches Weindepot" in unserer Region erinnerte, wo wir rasch nach unseren Wünschen bedient werden konnten. Diesen Wein haben wir dann von Wolfsburg nach Hohrodberg transportiert und ihn dann dort bei dieser Gelegenheit an Familie Neuerburg als Dank der Landesgruppe überreicht. Zusätzlich hatte Connie, die von unseren "Geheimabsprachen" mit Renate Zeiss nichts ahnen konnte, aus eigener Initiative ein Dankgeschenk in flüssiger Form für Neuerburgs und für uns für unsere Wanderführeraktivitäten besorgt. Es ist uns sicherlich schwergefallen, uns unsere Rührung nicht zu sehr anmerken zu lassen.

Letztlich kam es aber doch, wie es kommen muss: Die einstündige Runde vom Parkplatz des Panorama rund um den Frauenackerkopf markierte bei herrlichstem Sommerwetter das unwiderrufliche Ende dieser friedvollen Veranstaltung, bevor sich die begeisterten Teilnehmer jeweils wieder in ihre heimatlichen Gefilde begeben mussten.

Eigentlich sollte dies ein kurzer Routinesituationsbericht über ein Beaglewanderwochenende werden. Die besonderen Umstände ließen aber flugs eine Hommage für Herrn Prof. Neuerburg (Vorname Willi) und seine Ehefrau Luitgard entstehen, die uns bisher schon über viele Jahre hinweg die Vogesen und das Elsass nahegebracht haben. Es gibt noch ganz viele bisher von uns bisher nicht begangene Wege in den Vogesen, die wir mit Ihnen, liebe Familie Neuerburg, und unseren Beagle gemeinsam erkunden möchten. Zu dem besonderen Erfolg dieser Veranstaltung hat natürlich die langanhaltende sommerliche Witterung (Hoch Willy) und die bewunderns- und besonders liebenswerte gastronomische Kompetenz der Familie Kieffer beigetragen.

Edda Christa von Lünink
Dr. Hans Peter Hey

Nächste Termine

Sa.06.12.2025 Weihnachtsfeier (Nikolaustag) mit Beaglespaziergang, Fam. Nestler, Infos hier >>>

Di.06.01.2026              (Heilige Drei Könige)      Beaglespaziergang in Lorch (Muckensee), Petra Schöberl, Infos hier >>>

AKTUELL

Keine Flexi-/Schleppleinen
Um Eventualitäten vorzubeugen fordert der Vorstand hierzu auf, bei unseren Wanderungen auf die Benutzung von Flexi-, und Schleppleinen zu verzichten. Immer wieder kommt es hier zu ungewollten Situationen der Vier- und Zweibeiner, die an unseren Veranstaltungen teilnehmen. Es erschwert auch das "soziale Miteinander" von Mensch und Hund. Nicht selten endet es dann in einem "Über- und Durcheinander", bis hin zu Unfällen, was vermeidbar ist.

Druckversion | Sitemap
Landesgruppe Baden-Württemberg im BeagleClub Deutschland e.V.